Kris­tal­li­sa­ti­on

Teil­neh­men­de Künst­le­rin­nen und Künstler:
Micha­el Blätt­ler, Joël­le Flu­met, Reto Pulfer
Kura­to­rin: Susan­ne Sauter
White Space – Raum für Kunst und Unter­su­chung, Zürich
Aus­stel­lung vom 18. April – 10. Mai 2008
Sa. 19. April Sup­pe & Film: ein Doku­men­tar­film von Hans-Ulrich Schlumpf über Armand Schulthess
10.  Mai Kon­zert mit Sis­s­iko­n­test und Reto Pulfer

 

Die Aus­stel­lung zeigt ver­schied­ne künstlerische Hand­lungs­wei­sen, die alle die Zweck­ent­frem­dung und Rekon­tex­tua­li­sie­rung von vor­ge­fun­de­nen Mate­ria­li­en the­ma­ti­sie­ren. Durch das Ord­nen, Her­aus­schä­len, Ver­schie­ben, Iso­lie­ren und Insze­nie­ren voll­zieht sich ein Bedeu­tungs­wan­del, der ein ein­fa­ches Objekt zu einem Kunst­werk wer­den lässt.

Das Aus­gangs­ma­te­ri­al ist belang­los. Nur unter genau den rich­ti­gen Vor­aus­set­zun­gen kann sich ein Kunst­werk her­aus­kris­tal­li­sie­ren. Mate­ria­li­en wer­den gesam­melt, gesich­tet und sor­tiert. Sind die rich­ti­gen Vor­aus­set­zun­gen geschaf­fen, setzt ein wun­der­li­cher Pro­zess ein. Die Kris­tal­li­sa­ti­on. Das Mate­ri­al ver­dich­tet sich, es wird mit Bedeu­tung auf­ge­la­den. Eine Trans­for­ma­ti­on setzt ein, es ent­steht ein Kunstwerk.
Laut Roland Bar­thes kann alles zum Mythos wer­den. „Jeder Gegen­stand der Welt kann von einer geschlos­se­nen stum­men Exis­tenz zu einem bespro­che­nen, für die Gesell­schaft offe­nen Zustand übergehen, denn kein – natürliches oder nichtnatürliches- Gesetz ver­bie­tet, von Din­gen zu spre­chen.“ Wie kann ein Objekt die Bedeu­tung eines Kunst­werks erlan­gen? Was braucht es, damit sich aus einer Lösung ein Kris­tall bil­den kann? Wel­ches Werk erlischt wie eine Stern­schnup­pe und wel­cher Stern bleibt am Him­mel stehen?
Ursprünglich ein­fa­ches Mate­ri­al erfährt durch Ent­frem­dung und Überführung in den Kunst­kon­text einen mas­si­ven Bedeu­tungs­wan­del. Das Objekt ver­lässt sei­nen ihm eige­nen, spe­zi­fi­schen Kon­text und gleich­zei­tig geht der ursprüngliche Sinn des Gegen­stan­des ver­lo­ren. Das zum Expo­nat gewor­de­ne Objekt wird im Aus­stel­lungs­kon­text völ­lig neu und anders betrach­tet. Die künstlerische Arbeit kon­zen­triert sich auf den Umgang mit den Bezie­hun­gen die zum Objekt und zum sei­nem aktu­el­len, eben­so wie zu sei­nem ursprünglichen Kon­text her­ge­stellt wer­den können.

Micha­el Blättler

 

«Spie­gel- Sta­di­on», Instal­la­ti­on 2008

Micha­el Blätt­ler ist ein Samm­ler. Wer weiss wie viel Zeit er in Bro­cken­häu­sern ver­bringt? Nach was sucht er? Nur bestimm­te Arti­kel sind von Inter­es­se, so zum Bei­spiel Uhren, Kas­set­ten­ge­rä­te und Spie­gel. Ästhe­ti­sche Kri­te­ri­en spie­len eine wich­ti­ge Rol­le. Die Fundstücke wer­den Zweck­ent­frem­det. So wer­den Hand­spie­gel an der Wand arran­giert so dass ein Wand­bild ent­steht. Es sind jedoch nur die Rückseiten der Spie­gel sicht­bar. Durch ihre Far­ben und For­men erzeu­gen sie ein Orna­ment auf der Wand. Trotz­dem ist der Gegen­stand klar iden­ti­fi­zier­bar und der vor­be­stimm­te Ver­wen­dungs­zweck kann nach­voll­zo­gen wer­den. Durch die spe­zi­fi­sche Anord­nung bringt er ganz ande­re Begriff­lich­kei­ten ins Spiel.

 

Joël­le Flumet

 

Sans tit­re (les Objets de prestige)

Joel­le Flu­met beob­ach­tet Objek­te und unter­sucht ihre Funk­ti­on. Über­legt man sich zum Bei­spiel den Nut­zen von Schonbezügen oder Schutzhüllen für Klei­der, so wird schnell klar, dass sie dazu die­nen, unse­re Angst, dass sich die Klei­der im Lau­fe der Zeit abnut­zen könn­ten, zu besänf­ti­gen. Joël­le Flu­met ver­sucht psy­cho­lo­gisch beding­te Effek­te zu iden­ti­fi­zie­ren, in dem sie die Objek­te zweck­ent­frem­det und damit ihre Funk­ti­on unter­streicht. Es ent­ste­hen prä­zi­se Kon­struk­tio­nen aus bekann­ten Mate­ria­li­en, die auf­for­dern, ihre Bedeu­tung neu zu rekonstruieren.

 

Reto Pul­fer

Schid­du und Niugip prä­sen­tie­ren das 16er-Spiel
Per­for­mance, Skulp­tur, Zeich­nung, Musik

Reto Pul­fer benutzt den unvor­her­seh­ba­ren Augen­blick als Aus­lö­ser. Der situa­ti­ve Zustand kennt kei­nen vor­ge­fer­tig­ten Plan. Der Pro­zess beginnt im Cha­os. Das Stol­pern bei der Umset­zung einer Idee ist nicht Feh­ler, son­dern Prä­zi­sie­rung durch Revi­si­on. Erst in der Lücke zwi­schen Ereig­nis und Erkennt­nis, zwi­schen Unord­nung und Ord­nung ent­fal­tet sich eine unvor­her­seh­ba­re Band­brei­te von Ver­laufs­mög­lich­kei­ten. Es ent­steht kein fer­ti­ges Pro­dukt, die Betrach­te­rin /der Betrach­ter wird kon­fron­tiert mit einem Vor­gang, in dem immer wie­der neu nach For­men und Ord­nun­gen gesucht wird. Kein Zustand ist absolut.

 

Sis­s­iko­n­test

 

Kon­zert zur Finis­sa­ge, Sis­s­iko­n­test mit Mar­co Cro­si­nas, Koko E. Ber­li, Micha­el Blättler