Signa­le
Ire­ne Weingartner

Kura­to­rin: Susan­ne Sauter
Aus­stel­lung vom 16.–31. Mai 2008
31.5.2008 Eine Re-Akti­on von N.N. Projekte

 

Detail: Archi­tek­to­ni­sche Struk­tur Auf Seis­mo- gra­phi­scher Auf­zeich­nung XIV, Blei­stift auf Papier mit Aus­schnitt­zeich­nung; Tusche auf Trans­pa­rent­pa­pier, 87 x 90 cm, 2018

 

Die Bal­lung und Häu­fung von Punk­ten, Lini­en und Ach­sen der Zeich­nun­gen Ire­ne Weingartner’s las­sen an die Ästhe­tik ver­for­mungs­ge­rech­ter Bau­auf­nah­men den­ken. Bei die­sen wer­den Ras­ter und Punk­te gesetzt, um alte ver­form­te Bau­ten aus­zu­mes­sen. Ver­gli­chen mit die­sem Ver­fah­ren machen die Zeich­nun­gen anstel­le eines auf­ge­zeich­ne­ten archi­tek­to­ni­schen Rau­mes einen Kör­per­raum les­bar. Der Ver­such den Kör­per­raum auf­zu­zeich­nen, erfolgt über Wahr­neh­mun­gen von Signa­len, wel­che vom Kör­per zum Hirn über den Arm zur Hand zum Blei­stift auf das Papier übertragen wer­den. Die­se Tech­nik ist ein Ver­such, tek­to­ni­sche Ver­schie­bun­gen und die dar­aus resul­tie­ren­den Erschütterungen seis­mo­gra­fisch fest­zu­hal­ten, jedoch wird die­ses Auf­zeich­nungs­sys­tem wie­der­um durch die Tätig­keit des Auf­zeich­nens selbst beein­flusst. Wie bei Rückkoppelungseffekten wer­den zu star­ke Signa­le evo­ziert, wel­che die Mecha­nik der Appa­ra­tur unter­bricht und zu fehl­ge­lei­te­ten Lini­en führt. Anhand die­ser teil­wei­se fehl­ge­lei­te­ten Auf­zeich­nungs­tech­nik und der dar­aus resul­tie­ren­den Lini­en­tex­tur sind weder klar iden­ti­fi­zier­ba­re Figu­ren noch sym­bo­li­sche Dar­stel­lun­gen abzu­le­sen. Viel eher geht das Auge auf Wan­der­schaft, bil­det Land­schaf­ten, archi­tek­to­ni­sche For­men oder ein­fach Lini­en- und Punk­te­bal­lun­gen, so dass es nicht so recht weiss, anhand wel­cher Para­me­ter es sich ori­en­tie­ren soll und wo es Fix­punk­te fin­den kann. Die Signal­zeich­nun­gen Ire­ne Weingartner’s reflek­tie­ren in ihrer Erschei­nung einen Aspekt zeit­ge­nös­si­scher natur­wis­sen­schaft­li­cher Visua­li­sie­rungs­tech­ni­ken, bei denen es um die Dar­stel­lung expe­ri­men­tel­ler Phä­no­me­ne geht. Auch die­sen lie­gen kei­ne Refe­renz­ge­gen­stän­de mit fes­ter Struk­tur zugrun­de. Im Gegen­teil, die Visua­li­sie­run­gen basie­ren auf Mess­da­ten, Signa­len oder elek­tro­ma­gne­ti­schen Wir­kun­gen. Die­se Daten wer­den zuguns­ten ihrer Les­bar­keit in sym­bo­li­sche Dar­stel­lun­gen übersetzt. Ire­ne Wein­gart­ner ver­zeich­net Signa­le ohne Para­me­ter, sie ver­wei­gert den Betrach­tern die Ori­en­tie­rung mit­tels gän­gi­ger Ord­nungs­mus­ter, bei­spiels­wei­se des Kör­per­sche­mas von Kopf bis Fuss.

Text: Elke Bippus