vor­stel­len . for­mu­lie­ren
Spra­che als Modell der Wirklichkeit

Kura­to­rin: Susan­ne Sauter
K3 Pro­ject Space in Zürich
Aus­stel­lung vom 5. — 20. Mai 2007

Teil­neh­men­de KünstlerInnen:
Jan Chris­ten­sen (NOR), Sol­vej Dufour Ander­sen (DK), Micha­el Hil­ton (CH), Bethan Huws (UK), Reta Schu­del (CH), Her­bert Weber (CH), Rémy Zaugg (CH)

 

In der Aus­stel­lung „vor­stel­len . for­mu­lie­ren, Spra­che als Modell der Wirk­lich­keit“ im K3 Pro­ject Space wer­den ver­schie­de­ne künst­le­ri­sche Posi­tio­nen, wel­che mit­tels unter­schied­li­chen Medi­en das Span­nungs­feld zwi­schen gespro­che­ner und künst­le­ri­scher Spra­che bespie­len, prä­sen­tiert. Die gezeig­ten Posi­tio­nen the­ma­ti­sie­ren die Gren­zen, Schwie­rig­kei­ten, und Unzu­läng­lich­keit, sowie die Unfä­hig­keit der adäqua­ten Anwen­dung von Spra­che. Sich zu ver­ste­hen geben, eine Spra­che zu fin­den, kom­ple­xen Vor­stel­lun­gen eine Form zu ver­lei­hen, ist eine per­ma­nen­te Her­aus­for­de­rung. Die vor den Kunst­wer­ken ste­hen­den Betrach­ter und Betrach­te­rin­nen sind mit genau die­sem Wunsch kon­fron­tiert: die Arbei­ten wol­len ver­stan­den wer­den. Anhand der ver­schie­de­nen Posi­tio­nen kön­nen eige­ne Erfah­run­gen mit der Spra­che wie­der erkannt wer­den. Kunst als spe­zi­fi­sches Medi­um der Kom­mu­ni­ka­ti­on muss sich kon­stant mir ihrer eige­nen Spra­che aus­ein­an­der set­zen. Wie wird durch Kunst kom­mu­ni­ziert, was kann sie auslösen?

 

Sol­vej Ander­sen Dufour

 

«Die Zärt­li­chen und die Gleich­gül­ti­gen», 2007

Instal­la­ti­on, mit Video­pro­jek­ti­on und einer Ansamm­lung von ver­schie­de­nen Hölzern.

Vier Sän­ger tre­ten aus dem Dun­kel her­vor. Sie sind beleuch­tet wie Büh­nen­künst­ler und erin­nern an das Vor­tra­gen von klas­si­schem Gesang. Es sind jedoch weder Melo­die noch Lied­text hör­bar. Die infor­ma­ti­ons­tra­gen­den Ele­men­te des Gesangs sind ent­zo­gen. Nur Atmung und Flüs­tern sind zu hören. Die Figu­ren erschei­nen und ver­schwin­den wie­der, sie wer­den teil­wei­se überblendet.

 

Jan Chris­ten­sen

 

«Pai­nitng mys­elf into a cor­ner», 2007

In die­ser Arbeit ist ein hohes Mass von Ver­wei­ge­rung kon­kre­ter Arti­ku­la­ti­on sicht­bar. Der gan­ze, nicht beschreib­ba­re Gefühls­zu­stand wird an die Wand geklatscht. Die­ser rie­si­ge Farb­klecks ist auf­ge­la­den mit Infor­ma­tio­nen. Ähn­lich wie die Kon­zept­künst­ler dema­te­ria­li­siert er sei­ne sub­jek­ti­ven Ein­drü­cke durch die Objek­ti­vie­rung eines Zustan­des. Das Ver­feh­len der ‚Regel der Kunst’ ist für Chris­ten­sen eine uner­schöpf­li­che Quel­le der Krea­ti­vi­tät. Mit sei­nem iro­ni­schen und melan­cho­li­schen Unter­ton weist er auf ein gesun­des, in Fra­ge stel­len­des Ver­hält­nis zur Kunst­welt hin.

 

Micha­el Hilton

 

«Ah» Per­for­mance 2007

In dem Moment, wo der Wil­le sich ein Gefühl zueig­net, wird es ein bestimm­tes, und „die­ses bestimm­te Gefühl ist das mora­li­sche“ (Johann Jacob Cra­mer: Das Sys­tem der Tugend nach den Prin­ci­pi­en der Wis­sen­schafts­leh­re. Zürich, 1799.
Es hört auf Gefühl zu sein und wird ein Gedan­ke. Da Gedan­ken meist
in Wor­te gefasst wer­den, wird im Auf­tritt von Micha­el Hil­ton der Moment vor der Arti­ku­la­ti­on gesucht. In der Beschrän­kung auf ono­ma­to­poe­ti­sche Lau­te wer­den schein­bar noch natür­li­che Gefüh­le vor dem Ein­set­zen des Gedan­kens gefasst und vorgeführt.

 

Bethan Huws

 

«Word Vitri­nes», 2006

Die von Alu­mi­ni­um­rah­men ein­ge­fass­ten Wort­vi­tri­nen sind abschliess­ba­re ver­glas­te Käs­ten. Die anein­an­der gereih­ten Buch­sta­ben auf dem schwar­zen Grund der Vitri­nen deu­ten auf ein offe­nes Sys­tem wech­seln­der Ver­knüp­fun­gen, anstel­le eines linea­ren Ablaufs mit ein­deu­ti­gem Anfang und Ende. Bethan Huws’ Text­ar­bei­ten sind for­mal redu­ziert und wei­sen auf einen Bezug zur Lite­ra­tur und zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit Kunst­dis­kur­sen hin. Gleich­zei­tig ent­hal­ten die Tex­te eine Tie­fe und eine Direkt­heit, sowie eine mit Iro­nie gespick­te Leich­tig­keit, wel­che eine star­ke intui­ti­ve Ver­bin­dung zu ihrer Per­son manifestieren.

 

 

 

«Ori­gin & Source», 2003

In einer pro­duk­ti­ven Künstlerkrise schreibt Bethan Huws über ihr künstlerisches Schaf­fen und ver­sucht die­ses zu hin­ter­fra­gen und zu ana­ly­sie­ren. Nach drei Jah­ren, 1996, ent­schei­det sie sich, die noch nicht abge­schlos­se­nen Auf­zeich­nun­gen zu ord­nen und zu edi­tie­ren. Es ent­ste­hen sechs schlich­te Bän­de mit inge­samt über tau­send A4 Sei­ten. In die­sen hand­ge­schrie­be­nen Tex­ten und Skiz­zen unter­sucht Bethan Huws die Bedin­gun­gen der Kunst schrei­bend was sie eben­so zu Refle­xio­nen über das ver­wen­de­te Medi­um der Spra­che bringt. Die­se Arbeit beruht auf dem Ver­ständ­nis, dass die Tie­fen­struk­tur einer Spra­che das Den­ken in und mit die­ser Spra­che beein­flusst. Spra­che ist hier Medi­um und Mate­ri­al, Mit­tel und Gegen­stand der Refle­xi­on zugleich.

 

Reta Schu­del

 

«Bit­te recht freund­lich», 2006

Auf vier Moni­to­ren wer­den vier Gesich­ter gezeigt. Sie bewe­gen sich nicht, sie spre­chen auch nicht, erst bei län­ge­rer Betrach­tung nimmt man ihre Mikro­be­we­gun­gen wahr. Die Gesich­ter erzäh­len mehr als mit Wor­ten fass­bar ist. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on basiert auf einer non­ver­ba­len und nicht linea­ren Nar­ra­ti­on. Die Inter­pre­ta­ti­on des zu sehen­den Gesich­tes ist eine Kon­struk­ti­on von Selbst­re­fe­renz und Fremd­re­fe­renz. Die Aus­sa­ge­kraft einer ein­fa­chen, lang­sa­men Bild­spra­che wird deutlich.

 

Her­bert Weber

 

Thea­tra­le Momen­te fin­den an spe­zi­fi­schen Orten statt, in aller Ein­sam­keit, mit dem Selbst­aus­lö­ser foto­gra­fisch fest­ge­hal­ten. Der Künst­ler insze­niert sich sel­ber in Hand­lun­gen, die schwer zu deu­ten sind. Eben­so wich­tig wie die Prä­senz schei­nen aber auch die Orte zu sein, die für die Foto­ses­si­ons aus­ge­sucht wur­den. Meist sind es ein­sa­me Orte in der Natur, die für den Künst­ler eine Bedeu­tung zu haben schei­nen. Durch die eige­ne Prä­senz im selbst insze­nier­ten Bild ver­schafft er der Tat­sa­che, dass hin­ter der Kame­ra ein spre­chen­des Sub­jekt steht, Nachdruck.


«Der Wet­ter­ma­cher»

 

Rémy Zaugg

 

«Ein Bild (Ein Wort)“, 1986–87»

In sei­ner Arbeit sucht Rémy Zaugg nach einer ande­ren Welt, nach einem ande­ren Men­schen. Unab­läs­sig und hart­nä­ckig sucht er die­sem Begeh­ren Aus­druck zu ver­lei­hen. Sein Aus­drucks­mit­tel ist die Male­rei. Durch die Male­rei will er die Welt ver­än­dern. Er stellt sich sel­ber, sowie sein Medi­um, die Male­rei in Fra­ge, um über sich selbst hin­aus­zu­ge­lan­gen. In sei­nen Arbei­ten wird Male­rei zu Text, und Text zu Male­rei. Die Reduk­ti­on des Bil­des auf Text und Unter­grund ver­lässt alles , was eine Ima­gi­na­ti­on dar­stel­len könn­te, es bleibt nur der Signifikant.

 

 

N.N. Pro­jek­te
Büro für kri­ti­sche Kunstvermittlung

 

N.N. Pro­jek­te befra­gen die Aus­stel­lung mit einer künst­le­ri­schen Inter­ven­ti­on. Sie stel­len einen Tisch mit von Hand linier­tem Papier in den Raum und las­sen die Besu­cher Rezen­sio­nen schreiben.

 

 

Impres­sio­nen und Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sind im “Kata­log” zu fin­den. Für Print­aus­ga­ben schi­cken Sie mir bit­te eine Mail.
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